Von Markus Groll, Hans Holdhaus, Angela Mörixbauer u. a.

1. Ohne High Tech kein High Speed?
Allzu gut gedämpfte Laufschuhe können gesundheitsschädigende Auswirkungen haben. Überdämpfte Schuhe belasten häufig die Achillessehnen. „Wenn die Kissen zu hoch sind“, warnt Biomechaniker Stefan Grau, „nehmen am Fuß die Geschwindigkeit und die Hebelkräfte der seitwärts gerichteten Abrollbewegung zu.“ Barfuß kann eine Alternative sein, aber mit langer Eingewöhnungsphase.

2. Gramm-weise schlank mit Fettwaagen?
Die meisten handelsüblichen Fettanalysewaagen sind alles andere als präzise, hat der Verein für Konsumenteninformation herausgefunden. Im Test ergaben sich Schwankungen von 15 bis 30 kg Körperfett innerhalb eines Tages.

3. Nordic Walking: jedermanns Gesundheitsturbo?
Lügen haben lange Stöcke. Den diffizilen Bewegungsablauf, bei dem laut Theorie über 70 Prozent aller Körpermuskeln eingesetzt werden sollten, können genauso viel Prozent der ausübenden Durchschnittssportler nicht einmal in Ansätzen in die Wirklichkeit umsetzen – dazu fehlt das notwendige Körpergefühl. Kleine Fehler machen also bereits den erwünschten Trainingseffekt zunichte, normales Walken ohne teure Ausrüstung (durchschnittlich 580 Euro, schätzt ein Hersteller) tut es auch.

4. Wettrüsten zum Fitness-Sieg?
Falsche Verwendung macht teure Trainingsgeräte meist nutzlos. So genannte Bauchroller z. B. gehen meist auf den ohnehin angeknacksten Rücken, weil der Hobbysportler die Körperspannung nicht hält und ins Hohlkreuz verfällt. Und Hightech-Geräte aus dem Wellness-Bereich, die durch Unterdruck zusätzlich Fett verbrennen wollen, sind wirkungslos.

5. Lieber langsam laufen?
Wer zu langsam läuft, bleibt auf seinem Fett sitzen. Am effizientesten funktioniert die Fettverbrennung, wenn man bei 70 bis 80 Prozent seines Maximalpulses unterwegs ist. Strengt man sich mehr an, wird (auch das ist ein Irrglaube) nicht weniger Fett verbrannt. Allerdings steht der Mehr-Erfolg in keinem günstigen Verhältnis zur Mehr-Anstrengung, wenn man näher an sein Maximum geht, man ermüdet nur schneller.

Fett verbrennt man, wenn man mehr Kalorien verbraucht als man zu sich nimmt. Und mit Sport erhöht man den Verbrauch.

6. Carver: jeder ein Herminator?
Stark taillierte Ski machen Skifahren anstrengender – und gefährlicher. Bei gerätegemäßer Verwendung stellt der Carvingski Durchschnittssportler nämlich vor Bewegungsabläufe, die nicht nur ein höheres Verletzungsrisiko aufweisen, sondern auch deutlich anstrengender sein dürften als jene mit einem konventionellen Alpinski. Und: Beim Carving können hohe Fliehkräfte unter Umständen auf einen eher passiven Skiläufer und relativ wenig vorgespannte Muskeln treffen. In Studien zeigte sich ein bis zu 160 % höheres Verletzungsrisiko.

7. In null Komma nichts von null auf 42,2?
Falsch dosiertes Marathon-Training kann die Gesundheit gefährden. Wer zu schnell zu viel will, kann sich böse verletzen. Das Minimum an Vorbereitungszeit für Hobbyläufer auf einen Marathon ist ein halbjähriges Vorbereitungstraining mit wöchentlichen Trainingszeiten zwischen fünf und zehn Stunden und 30 bis 80 Kilometer Laufleistung.

8. Mit der Pulsuhr am Puls der Zeit?
Das Fitnesstraining nach Durchschnittswerten ist irreführend. Die Faustregeln, nach denen man seine optimale Pulsfrequenz ermittelt, sind viel zu ungenau, um einen Sinn zu haben. Wer die wirklich richtigen Werte wissen möchte, sollte unter fachlicher Kontrolle einen Belastungstest machen. Übrigens können die meisten Hobbysportler auf eine Pulsuhr getrost verzichten. In Studien hat sich gezeigt, dass die meisten ihren optimalen Pulsbereich selbst spüren.

9. Mit Yoga entspannt zur Fitness?
Die Grenze zur Kurpfuscherei ist schmal, das Verletzungsrisiko breit gefächert. Deshalb auf gut ausgebildete Yoga-Lehrer achten, die sich während der Übungsstunden auch um die Yogi-Aspiranten kümmern. Durch falsch ausgeführte Übungen kann man dem Körper schaden, Schnellsiedekurse funktionieren nicht.

10. Mit Schlankheitsmitteln mühelos zur Modelfigur?
Nur gesunde Ernährung und Bewegung sichert langfristige Gewichtsreduktion! Von Schlankheitsmitteln kann man keine Wirkung erwarten. Die AK Wien hat elf im Versandhandel erhältliche Mittel ernährungswissenschaftlich bewertet. Ergebnis: „Kein einziges der Präparate bewirkt einen Gewichtsverlust – schon gar nicht, wenn man weiter isst wie bisher.“

11. Mit „GLYX“ ins Ernährungsglück?
Der „glykämische Index“ ist als wissenschaftliche Einheit weder neu noch praxistauglich. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung werden in so genannten Glyx-Diäten Tatsachen mit falschen und unbewiesenen Behauptungen vermischt. Außer Acht gelassen wird auch die Zubereitungsart, die Kombination mit anderen Lebensmitteln und die „Glykämische Last“. Letztlich ist der glykämische Index vor allem für Diabetiker von Bedeutung.

12. Schwere Diäten – leichtes Gewicht?
Zeitlich begrenzte Radikalkuren haben kaum Aussicht auf dauerhaften Erfolg. Der Körper baut zunächst hauptsächlich Wasser ab, anschließend greift er die Muskelmasse an. Das wiederum senkt den Grundumsatz. Isst man nach der Diät normal weiter, nimmt man daher umso schneller zu und ist hinterher oft schwerer als vorher. Mehr als ein halbes Kilo pro Woche sollte man nicht abnehmen.

13. Beispiele für unsinnige Diätprogramme
Blutgruppendiät
…entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage
Trennkostdiät
…etwaige Gewichtsabnahme dürfte auf hohem Obst- und Gemüseverzehr liegen und daran, dass man sich mit seinen Ernährungsgewohnheiten auseinander setzt. Nicht am Trennen von Eiweiß und Kohlehydraten!
Low-Carb-Diät
…lockt mit pseudowissenschaftlichen Angaben. Tatsächlich sollte der Anteil der (komplexen) Kohlehydrate in der Nahrung laut DGE 50 Prozent der aufgenommenen Energie betragen.

14. Fett verbrennen an Bauch, Bein, Po?
Spot Reducing an körperlichen Problemzonen ist unmöglich! Der Körper kann nicht differenzieren, wo er beim Training das fett abnimmt. Die Abfolge, in der Fettdepots abgebaut werden, ist individuell festgelegt. Allerdings lässt sich gezielt Muskulatur aufbauen.

15. Essen am Abend macht dick?
Am Ende des Tages zählt nur die Gesamtmenge an verzehrten Kalorien. Wer abnehmen will, muss darauf achten, dass er innerhalb eines Tages oder einer Woche weniger Nahrungsenergie zu sich nimmt, als er verbraucht. Zu welchen Zeitpunkten gegessen und getrunken wird, hat dem gegenüber weniger Bedeutung.

16. Zucker ist ein Vitaminräuber?
Nicht nur Zucker, sondern alle Kohlenhydrate werden im Körper mithilfe von Vitamin B1 verarbeitet. Außerdem wird Vitamin B! bei der Verwertung von Kohlenhydraten nicht völlig verbraucht, sondern bleibt großteils erhalten.

17. Nur beim Schwitzen schwinden die Kilos?
Transpiration hat nichts mit Fettverbrennung zu tun! Wer viel schwitzt (beim Sport oder in der Sauna zum Beispiel), soll viel trinken. Das lässt sich kurzfristig auf der Waage überprüfen. Saunieren zum Beispiel lässt nicht ein Gramm Fett extra schmelzen.

18. Entschlackt und schlank durch Fasten?
Mit Hungerkuren verschwinden weder „Schlacken“ – noch Kilos! Die Beseitigung von Stoffwechselresten („Schlacken“) übernehmen Leber, Nieren, Lunge, Haut und Darm. Und die funktionieren auch ohne Fasten. Und in Hinblick aufs Abnehmen reagiert der Körper auf Fasten wie auf eine radikale Diät – mit Jojo-Effekt.

19. Rohes Obst am Abend gärt im Magen?
Früchtekonsum zu später Stunde ruft keine speziellen negativen Effekte hervor. Es kann zwar zu Gärprozessen durch Obst kommen, das kommt aber dann von Zucker im Magen (z.B. aus Süßigkeiten) und von schon angegorenem Obst oder Gemüse. Von der Tageszeit hängt das nicht ab.

20. Cholesterin ist böse, das Ei der Übeltäter?
Cholesterin ist ein notwendiger statt schädlicher Körperbaustoff. Entscheidend dürfte das Verhältnis zwischen HDL- und LDL-Cholesterin sein. Die undifferenzierte Verteufelung von Cholesterin geht an der Sache vorbei. Studien belegen, dass es keinen messbaren Zusammenhang zwischen dem Eierverzehr und dem Risiko für Herzinfarkt gibt.

21. Margarine ist gesünder als Butter?
Beim Abnehmen keine Hilfe – die Auswahl Geschmackssache. Kalorien haben beide gleich viele. Aber: Margarine ist rein pflanzlich und enthält deshalb kein Cholesterin, außerdem hat sie einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren, die den Cholesterinspiegel günstig beeinflussen.

22. Beugt Milch Osteoporose vor?
Milch kann Osteoporose weder verhindern – noch fördern. Die Osteoporose fördernde Wirkung von Milch, die manche Studien festgestellt haben, dürfte am aufgenommenen Milcheiweiß liegen, das definitiv die Kalziumbilanz im Körper verschlechtert. Allerdings verstärkt jede Art von Eiweiß (Fleisch!) im Übermaß die Kalziumausscheidung über den Harn. Die Osteoporose verhindernde Wirkung, die ein ausgewiesener Vertreter der Milchwirtschaft in den 90ern verbreitete, lässt sich nicht eindeutig bestätigen.

23. Fitness und Alkohol schließen sich aus?
Auch Gesundheitsbewusste dürfen Wein und Bier genießen – „mäßig“, nicht „sportlich“. Die gesundheitlich verträgliche Menge Alkohol pro Tag beträgt für Männer höchstens 20 Gramm (etwas ein halber Liter Bier), für Frauen die Hälfte.

24. Kalorien- und Alkoholgehalt pro Liter
Vollbier, hell 390kcal 35 g Alkohol
Rotwein, leicht 650 kcal 80 g Alkohol
Rotwein, schwer 775 kcal 95 g Alkohol
Weißwein 700 kcal 85 g Alkohol
Sekt 836kcal 90 g Alkohol
Weinbrand 2400kcal 330 g Alkohol

25. Kaffee – ein Tabu für Sportler?
Koffein stört den Flüssigkeitshaushalt des Körpers nicht. Drei bis fünf Tassen pro Tag gelten als durchaus verträglich (außer bei Schwangeren!). „Die Meinung, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht, beruht auf falsch interpretierten Daten früherer Studien“, so Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Auch die Blutdruck steigernde Wirkung wird überschätzt.

26. Schokolade – die dunkle Seite der Macht?
In Maßen genossen heben die positiven Einflüsse die bekannten negativen physischen Auswirkungen auf. Zu viel macht aber dick und verursacht Karies.

27. Salz verursacht Bluthochdruck
Verzicht bringt für Gesunde keinen Vorteil. Sechs bis zehn Gramm sind durchaus bekömmlich. Die Verbindung zwischen Salz und Bluthochdruck ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft ein Mythos.

28. Fünf Mahlzeiten am Tag sind optimal?
Es gibt keine allgemeinen Regeln für den Mahlzeitenrhythmus. Da ist jeder Mensch verschieden.

29. Kommt die Kraft aus der Dose?
Nahrungsergänzungsmittel machen müde Muskeln nicht munter. Für Breitensportler sind sie meist wirkungslos. Manche Produkte sind sogar durch verbotene Prohormone und Antibiotika verschmutzt. Es ist also Vorsicht geboten.

30. Die überschätzten Zusatzstoffe:
L-Carnitin
Kreatin
CLA = konjugierte Linolsäuren
Magnesium
Kohlenhydratkonzentrate
BCAA
L-Glutamin

31. Ständig sauer ohne Basenpulver?
Eine gesunde Ernährung regelt den Säurehaushalt alleine.

32. machen Vitaminpillen fehlende Fitness wett?
Vitaminpillen sind teuer, in der Regel unnötig, manchmal gefährlich. Am besten natürliche Vitaminlieferanten bevorzugen!

33. Sind probiotische Joghurts gesünder?
Normale Joghurts wirken meist genauso gut – und sind günstiger.

34. Sportlerriegel sind Fitness zum Anbeißen?
Sportlerriegel stärken vor allem die Bilanzen der Hersteller. Energieriegel können bei länger dauernden Belastungen (Bergwanderungen, Radtouren…) praktisch sein. Im normalen Hobbysport- und Trainingsalltag sind sie verzichtbar. Ideale Alternative: Banane.

35. Ohne Sportler-Drink kein Sportler-Star?
Spezielle isotone Getränke sind für Breitensportler unnötig. Besser: 1:3-Mischung aus Saft und stillem Mineralwasser, am besten Johannisbeersaft.

36. Warum Cola nicht als Durstlöscher geeignet ist: Durch den hohen Zuckergehalt wird im Magen erst mal Wasser zugeführt – der Durst steigt!

37. Leichter und gesünder durch Light-Produkte?
Wer „Light-Produkte“ einkauft, darf sich nicht automatisch Gesundheit und Gewichtsreduktion erhoffen. „Light“ kann fast alles bedeuten und ist oft Augenwischerei.

38. Regelungen für Light und Leicht gibt es wenige. Hier einige Produktgruppen aus dem Österreichischen Lebensmittelbuch:
Leichtbier darf höchstens 9° Stammwürze und maximal 3,7 Volimenprozent Alkohol enthalten.

Light-Würste dürfen höchstens einen Fettgehalt von 15 Prozent aufweisen.

Light-Majonäse enthält 25 Prozent Fett

39. Gesünder würzen mit Himalaya-Salz?
Vermeintliche „Wunder-Salze“ haben schlicht keine Ernährungsvorteile.

40. Trainingsfortschritt muss weh tun?
Ein Muskelkater ist Anzeichen für Überforderung und kleinste Muskelverletzungen. Er entsteht nicht durch Milchsäureüberschuss, der ist nämlich schon längst abgebaut, wenn die Schmerzen kommen.

41. Mit Stretching gegen den Kaltstart?
Passives Dehnen steigert weder die Leistung, noch ist es zum Aufwärmen einsetzbar. Besser: langsam einlaufen. In einer deutschen Studie nahm die Muskelkraft nach dem Dehnen um 23 Prozent ab.

42. Hanteln machen Frauen männlich?
Die Angst vor unnatürlichem Muskelzuwachs beim Krafttraining ist unbegründet.

43. Das Training hört mit dem Duschen auf?
Die Erholungsphase gehört ebenso zum Trainingsprogramm wie die Belastung. Neue Erkenntnisse zeigen: Rekreation und Regeneration nach dem Training haben den selben Stellenwert wie das Training selbst. Nach dem Sport also einige Minuten langsam auslaufen. Plus: Entspannungsduschen, Sauna, evtl. Massage.

44. Die Kraftkammer ist nur für Bodybuilder?
Jeder kann mit gezieltem Krafttraining seine Fitness steigern.

45. Sport ist nur etwas für Junge?
Gerade Seniorensport wirkt gegen Altersbeschwerden!

46. Erst Eiweißpräparate builden den Body?
Proteinshakes und –pulver sind auch für Kraftsportler meist unnötig, hoch dosiert sogar schädlich.

47. Sex vor dem Sport verringert die Leistung?
Geschlechtsverkehr darf auch im modernen Leistungssport Privatsache bleiben.

48. Macht Radfahren impotent?
Es ist nicht das Radfahren, sondern der Druck des Sattels auf den Dammbereich. Abhilfe bringen spezielle Sättel, regelmäßiges Aufstehen beim Radeln oder häufige Pausen.

49. Fit an einem Wochenende?
Schnellsiedeverfahren bewirken wenig – außer erhöhtem Risiko. Besser: zwei- bis dreimal pro Woche trainieren, erste nachhaltige Effekte nach sechs bis acht Wochen.

50. Schwimmen stärkt den Rücken?
Wer badet, statt zu schwimmen, kann durch falsche Körperhaltung orthopädische Probleme eher provozieren.

Quelle: http://www.krone.at/index.php?http://wcm.krone.at/krone/C00/S9/A6/object_id__24240/hxcms/